dokumentenedition zum mord an den sowjetischen juden
Das Institut für Zeitgeschichte, das Bundesarchiv Berlin und die Universität Freiburg geben gemeinsam die Edition Judenverfolgung heraus, die nach Abschluss der Arbeiten sechzehn Bände umfasst. Im Rahmen dieses Projekts habe ich als Historiker die beiden Bände über die Verbrechen in den besetzten sowjetischen Gebieten bearbeitet (Band 7 zusammen mit Hildrun Glass, Band 8 unter Mitarbeit von Martin Holler) und jeweils umfangreiche Einleitungen verfasst, die einen Überblick zum Verlauf der Judenverfolgung zwischen Tallinn, Odessa und Pjatigorsk geben und die Dokumente einordnen.
Der Bayerische Rundfunk hat aus einer Auswahl dieser Dokumente eine Hörfassung der Edition erstellt - die Sendung zum Band 7 wurde zum Hörspiel des Monats Mai 2015 gekürt, die gesamte Höredition ist für den Grimme Online Award 2020 nominiert. Die einzelnen Texte können auf der Website die-quellen-sprechen.de nachgehört werden.
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945
Bd. 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten, Teil I.
Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien
München: Oldenbourg 2011
Der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 markiert den entscheidenden Wendepunkt in der Verfolgung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland: Innerhalb weniger Wochen nach dem deutschen Einmarsch weiteten die Einheiten der SS, der Polizei sowie der deutschen und der rumänischen Armee den antijüdischen Terror zu einem systematischen Völkermord aus. Bereits Monate bevor sie die ersten Vernichtungslager in Betrieb nahmen, löschten die Deutschen in Weißrussland, Russland, der Ukraine und im Baltikum Hunderte jüdischer Gemeinden aus, einschließlich aller Alten, Frauen und Kinder. Der vorliegende Band dokumentiert, wie die deutsche Führung diese Massenverbrechen vorbereitete und wie die Deutschen, ihre Verbündeten und einheimische Helfer in den Gebieten unter deutscher Militärverwaltung, in den baltischen Republiken und im rumänischen Besatzungsgebiet Transnistrien die Juden entrechteten, ausbeuteten und vielerorts sofort ermordeten. Die Dokumente wurden aus über zehn Sprachen übersetzt, die meisten von ihnen werden hier erstmals publiziert. Die Texte bieten ein bedrückendes Panorama der Verfolgung der sowjetischen Juden aus Sicht der Täter und der Opfer und zeigen, was unbeteiligte Zeugen über die Verbrechen erfuhren.
Pressestimmen:
„..an outstandingly diverse, extremely useful, and profoundly engaging source on the annihilation of the European Jews...“
Holocaust and Genocide Studies, August 2015
„Es gibt Berichte, bei deren Lektüre einem angesichts der Grausamkeit einfach nur der Atem stockt. Der Band bietet neue Materialien zur Beantwortung der Frage, was eigentlich "Normalität" damals und heute bedeutet. ... Der Dokumentation wäre zu wünschen, dass sie ... in den Schulunterricht und in die Uni-Seminare Eingang findet.“
taz, 9. November 2011
„Die Dokumente ... stellen die Perspektive der deutschen Täter der verschiedenen militärischen und polizeilichen Strukturen bis hin zu den Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes dar. Enthalten sind verschiedenste Textgattungen wie Feldpostbriefe, abgehörte Gespräche und offizielle Berichte.“
Bulletin des Fritz Bauer Instituts, Frühjahr 2012
„Der Band enthält insgesamt 332 anschauliche und häufig bewegende Dokumente, die zum überwiegenden Teil erstmals veröffentlicht werden. Sie stammen aus 62 Archiven in 19 Ländern und wurden aus insgesamt 13 Sprachen aufgenommen. ... An diesem imponierenden Band sind die ausführliche Annotation der Dokumente sowie die Aufnahme vieler von den Opfern selbst verfassten Quellen besonders hervorzuheben.“
Historische Zeitschrift, Band 296 (2013)
„Insgesamt kann von einem Standardwerk gesprochen werden, das eine Vielzahl von vorbildlich edierten Dokumenten und Quellen bereitstellt und sowohl durch die Vielfalt als auch durch die Auswahl überzeugt. Für einen ersten vertieften Einblick anhand zeitgenössischer Materialien in die antisemitischen Massenverbrechen in der besetzten Sowjetunion gibt es derzeit keine bessere Empfehlung.“
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, Band 63 (2014)
Bd. 8: Sowjetunion mit annektierten Gebieten, Teil II.
Generalkommissariat Weißruthenien und Reichskommissariat Ukraine
München: DeGruyter-Oldenbourg 2015
Weißrussland und die Ukraine unter deutscher Besatzung gehören zu den zentralen Tatorten des Holocaust: Hier weiteten die Einheiten der SS, der Polizei und der Wehrmacht den antijüdischen Terror zum Völkermord aus und töteten schließlich mehr als zwei Millionen Juden. Trotz ihres gewaltigen Ausmaßes war lange Zeit nur wenig über diese Massaker bekannt. Der vorliegende Band dokumentiert nun erstmals die Verfolgung der Juden im Generalkommissariat Weißruthenien und im Reichskommissariat Ukraine ausschließlich anhand von Dokumenten aus der Kriegszeit. Aus Tagebuchauszügen von Opfern, amtlichen Schriftstücken der Täter und Zeugenberichten nicht-jüdischer Einheimischer entsteht ein bedrückendes Panorama der Verfolgung.
Pressestimmen:
Tagesspiegel, 1. Juni 2016
„Der Band spiegelt mit 294 Dokumenten aus Archiven in zwölf Ländern den antijüdischen Terror und den Holocaust in Weißrussland und der Ukraine vor allem aus Sicht der Täter und der Opfer wider. [...] Die umsichtig kommentierten Quellen dokumentieren eindrucksvoll das mehr als dreijährige Grauen der jüdischen Bevölkerung unter deutscher Besatzung und das gnadenlose Vorgehen der deutschen Täter und ihrer Helfer an zwei der regionalen Hauptschauplätze des Holocaust."
Historische Zeitschrift, Band 305 (2017)
Jüdisches Leben in Bayern, 30. September 2016